Die Gesellschaft wird in den nächsten Jahrzehnten immer mehr Fachärzte und Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie brauchen. Pandemien und ein Zeitgeist der Beschleunigung fördern immer mehr psychische Erkrankungen in der Bevölkerung zu Tage. Wir fühlen uns hilflos und überfordert: Sucht- und Angststörungen nehmen dadurch immer weiter zu. Dazu kommt, dass es immer weniger Ärzte auf dem Land gibt, da viele fertige Medizinstudierende es vorziehen in der Stadt zu praktizieren. Auf dem Land fehlen den jungen Medizinern oft eine gute Infrastruktur wie Schulen, Kulturangebote oder Einkaufsmöglichkeiten. Durch diesen Ärztemangel sind weite Teile der ländlichen Bevölkerung unterversorgt. Es gibt aber auch noch andere Gründe für die drohende Unterversorgung: Durch die Corona-Pandemie werden immer mehr Menschen an ihre psychischen Grenzen gelangen und therapeutische oder medikamentöse Hilfe benötigen, wie oben schon angesprochen ist der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie für Studierende nicht der attraktivste Facharzt, da dieser Facharzt im Vergleich zu anderen Fächern, die geringsten Verdienstmöglichkeiten hat. In Deutschland gibt es gerade (Stand 2020) 13.700 Ärzte und Ärztinnen, die als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie tätig sind.
Was macht ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie?
Ein Psychiater oder Psychiaterin diagnostiziert, behandelt, rehabilitiert, erforscht und beugt psychischen Erkrankungen vor. Erkrankungen wie Depression, Angststörungen, Suchterkrankungen, oder Psychosen. Wichtig ist jedoch, dass der Psychiater vorher somatische Ursachen von psychischen Störungen ausschließen kann. Nach dem Ausschluss von körperlichen Ursachen, kann der Psychiater oder die Psychiaterin anfangen die Störung mit Therapieformen z.B. mit einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, einer Verhaltenstherapie, eventuell auch medikamentös mit Hilfe von Psychopharmaka oder interdisziplinär (Kunsttherapie, Physiotherapie u.a.), zu behandeln. Falls es um das Erforschen von psychischen Erkrankungen geht, werden mit Hilfe von Studien, Befragungen und Experimenten neue Erkenntnisse zu den jeweiligen Erkrankungen oder Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Als Facharzt ist es auch möglich als Dozent oder Professor in die Lehre zu gehen und Studierende zu unterrichten. Eine weitere Möglichkeit ist es, in die Politik als Berater zu gehen oder schriftstellerisch tätig zu werden.
Wo kann man arbeiten und was verdient man?
Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie kannst du in einem Krankenhaus, in einer Psychiatrie, Ärztehaus, Forschungseinrichtung oder in einer eigenen Praxis arbeiten.
Das Gehalt variiert stark und hängt davon ab, wie lange und wo man arbeitet. Als frischer Assistenzarzt verdient man um die 3500 Euro netto, als Oberarzt oder gar Chefarzt kann man auch schon mit einem Gehalt von 7000 Euro bis 9000 Euro netto monatlich rechnen. Wenn man sich mit einer Praxis niederlässt kommt es darauf an, ob man Kassenpatienten versorgt oder eine Privatpraxis unterhält, wo die Praxis liegt und wie viel man arbeiten möchte. Aber als niedergelassener Psychiater oder Psychiaterin hat man die besten Verdienstmöglichkeiten. Aufstiegsmöglichkeiten sind wie oben erwähnt: Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt und Chefarzt in einer Klinik oder niedergelassener Arzt mit eigener oder gemeinschaftlicher Praxis. In der Forschung oder Lehre gibt es auch noch einmal spezielle Aufstiegsmöglichkeiten. Ein Blick auf die Psychotherapie Stellenangebote zeigt, dass ein großer Bedarf in ganz verschiedenen Richtungen gerade in der heutigen Zeit besteht.
Die Eröffnung einer eigenen Praxis ist jedoch nicht ganz so einfach, da man sich für eine Praxis, die auch Kassenpatienten annehmen kann, nur in Gebieten niederlassen darf, die unterversorgt sind. Nur bei einer Versorgungsquote unter 110% darf man sich mit einer neuen Praxis niederlassen. An manchen Orten ist die Versorgung so gut gewährleistet, dass man dort nur eine Praxis von einem Kollegen übernehmen darf.
Wie wird man Psychiater:in?
Um Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zu werden, muss man ein 6- jähriges Medizinstudium absolvieren. Die Studienplätze für Medizin sind in Deutschland sehr begrenzt und man kann nur mit einem sehr guten Abitur oder beruflicher Vorerfahrung einen Platz bekommen. Aber es gibt Alternativen: Es wird immer beliebter, dass man im Ausland studiert oder an einer privaten Hochschule, die weniger auf die Noten des Abitur achten und dafür mehr auf persönliches Engagement. Im Medizinstudium lernt man grundlegendes medizinisches Wissen und Fähigkeiten, die dabei helfen Menschen zu heilen bzw. das Leben mit einer Erkrankung zu erleichtern. Im Medizinstudium hat man Fächer, wie Anatomie, Pharmakologie, Biologie, Chemie, Soziologie, Terminologie und auch etwas Physik. In Deutschland gibt es unterschiedliche Studienmodelle, das übliche Modell mit einer Prüfung, die in der Regel nach dem 4. Semester stattfindet und Physikum genannt wird und einen Modellstudiengang, bei dem man nach jedem Semester eine kleine Prüfung schreiben muss. Dieser Gang versucht etwas mehr Klinikalltag und ,,Lehren am Krankenbett“ ,schon ab dem 1. Semester, anzuwenden. 5 Jahre Studium an einer Universität und 1 Praktisches Jahr in einer Klinik oder Praxis. Nachdem man seine Approbation erhalten hat, ist man ein Assistenzarzt und kann eine Facharztausbildung anfangen.
Die Facharztausbildung zum Psychiaterin dauert in der Regel 5 Jahre und umfasst einen spannenden Ausbildungskatalog. 1 Jahr in der Neurologie, mindestens 2 Jahre (24 Monate) müssen in der stationären psychiatrischen oder psychotherapeutischen Patientenversorgung absolviert werden, es können auch 2 Jahre im ambulanten Bereich, d.h. in Praxen oder Ärztehäusern, Beratungsstellen, abgearbeitet werden. Darüber hinaus muss ein weiteres Jahr in einem der Psychiatrie verwandten Fach, wie der Forensik, Neurochirurgie, Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Allgemeinmedizin, Innere Medizin oder Psychosomatische Medizin abgeleistet werden. Eine weitere spannende Säule der Ausbildung, ist die Selbstreflexion die Supervisionen und Einzelgespräche, die man selber mit einem Kollegen durchführen muss. Die Facharztausbildung ist in zwei Grundblöcke geteilt, einmal Psychiatrische Krankheitslehre und Diagnostik, wo man das Erkennen von Störungen erlernt und im zweiten Block: der Behandlung von psychischen und psychiatrischen Erkrankungen und Störungen erlernt man Methoden und Techniken, wie man mit den unterschiedlichen Patienten umgehen und diese heilen oder das Leben mit der Störung erleichtern kann.
Lohnt es sich Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie zu werden?
Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist ohne Zweifel ein sehr spannender und umfassender Facharzt.
Bei der Diagnose und Heilung von Störungen muss nicht nur die psychologische, sowie somatische Gegebenheiten untersucht werden, sondern auch die Umgebung und Sozialisation des Patienten betrachtet werden. Allerdings braucht man für diesen Beruf auch ein paar charakterliche Grundvoraussetzungen: man sollte sehr empathisch, am Menschen interessiert und stressresistent sein. Auch darf man keine Scheu gegenüber Nähe zu Menschen haben, dann im Klinikalltag ist man ganz nah am Menschen und dem Menschsein dran, mit all seinen guten und schlechten Seiten. In kaum einem anderen Fach hat man den Menschen als Ganzen so im Blick wie in der Psychiatrie.